Pont des Femmes: Solidarität zwischen den Künstlerinnen unserer Region
Prekäre Beschäftigungssituation von Künstlerinnen
Ein Blick in den Alltag von Künstlerinnen zeigt, dass Kunst und Kultur in der Regel nicht von
Glamow bestimrnt sind. Im Gegenteil. Die wenigsten Känstlerinnen sind große Stars mit den
entsprechenden Einkommen. Sei es in der Publizistik, der bildenden oder darstellenden Kunst
oder in der Musikbranche, die meisten Künstlerinnen können von den Erträgen ihrer Kunst
nicht leben. Deshalb sind sie auf zusätzliche Jobs, Neber{obs oder einen hauptamtlichen
Beruf angewieser5 durch den sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Als Hauptbelastungsfaktoren in der Tätigkeit von Ktinstlerinnen sind ilre unsichere finanzielle
Situation, sehr niedrige Einkommen und die kaum vorhandene bis ganz fehlende soziale
Absicherung zu nennen. Viele Känstlerinnenwärden sich gerne als selbständige
Unternehmerinnen in Sachen Kunst begreifen, aber die Realität sieht bei den meisten so aus,
dass sie Kunst nw zusätzlich in ihrer Freizeit neben einer anderen beruflichen Tätigkeit
machen können oder sich mit einem nicht existenzsichernden Einkommen abfinden müssen.
Für die meisten Künstlerinnen ist ein festes und sicheres Einkommen auf Grund der
unsicheren und stark schwankenden Auftragslage reines Wunschdenken. Dieser Umstand
erklärt die bei vielen Künstlerinnen äußerst geringe private Absicherung und Altersvorsorge.
Kultur als Opfer leerer KassenDie prekäre Lebenssituation von Ktinstlerinnen wird dadurch noch verschlimmert, dass in den
Ländern bei angespannter Haushaltslage an den Ausgaben für Kultur nach den vorliegenden
Erfahrungen der letzten Jahre zuerst der Rotstift angesetzt wird. Museen werden geschlossen"
Kleinkunst- und Kulturveranstaltungen zugunsten gewinnversprechender
Großveranstaltungen gestrichen - kurz, die Kulturpolitik wird stiefrnütterlich behandelt. Der
Staat entzdht sich zunehmend seiner kulturpolitischen Verantwortung und überlässt das Feld
viel zu häufig den wirtscha^ftlichen Interessen von Eventmanagern.
Grenzüberschreitende Kulturpolitik
Noch hat die Großregion keine tragfühige Struktw für eine grenzüberschreitende
Kulturpolitik. Obwohl die Initiative ,, Luxemburg und Großregion- Europäische
Kulturhauptstadt 2007" des Gipfels der Großregion gezeigt hat, dass die grenzüberschreitende Zusammenarbeit Früchte tragen kann, ist die Zusammenarbeit vorwiegend in binationalen Gremien wie z.B. dem deutsch-französischen Kulturrat organisiert. Bisher fehlt der Großregion ein Gremiurn, das sich der Situation von Künstlerinnen annirnmt und die grenzüberschreitende kulturpolitische Zusammenarbeit stärker ftirdert.
Kulturpolitik für Künstlerinnen in der Großregion
Die Großregion Saar-Lor-Lux-Trier-Westpfalz-Wallonie hat ein gemeinsames geschichtliches
und kultwelles Erbe. Diese gemeinsamen Wurzeln zeigen sich nicht nur durch
Spracheinflüsse, sondern auch in einer ähnlichen Lebensart.
Derartige Gemeinsamkeiten belegen, dass gerade die Kulturpolitik ein gut geeignetes
Instrument zur Förderung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sein kann. Die
Erfahrungen der letzten Jalre haben gezeigl, dass über kulturelle Angebote Gemeinsarnkeiten
hergestellt und Sprachbarrieren überschritten bzw. abgebaut werden können.
Die ,,Pont des Femmes - Frauenbrücke Saar-Lor-Rheinland-Pfalz" verfolgt deshalb die
folgenden kulturpolitischen Ziele für die Großregion:
- Kultur darf nicht zum Opfer leerer Kassen werden, sie muss als Chance und Potenzial begriffen werden, um das Renommee unserer Region zu verbessern.
- Die Großregion soll ein Raum für die Begegnung von Känstlerinnen aus Lothringen, Luxemburg, Wallonien, Trier, Westpfalz und dem Saarland sein. Das Alleinstellungsmerkmal unserer Region, das gemeinsame geschichtliche und kulturelle Erbe, soll dabei im Zentrum des Austausches und der Zusammenarbeit stehen.
- Das Konzept ,Kulturhauptstadt Europa', das 2007 ebenfalls die Großregion in den Mittelpunkt stellt, muss auch die Lebenssituation von Ktinstlerinnen in ihr Blickfeld nehmen. Ktinstlerinnen müssen dort ein Forum erhalten, um über ihre prekäre Beschäftigungssituation berichten und Lösungen erarbeiten zu können
- Kulturpolitische Gremien in der Großregion oder solche, die die Kulturpolitik der Großregion berühren müssen paritätisch besetzt werden, um auch die Belange kulturschaffender Frauen zu berücksichtisen.